Münchner Erziehungsberatungsstellen: Kein Bock auf Erziehung?
Was sind die Erziehungsberatungsstellen und was bieten Sie an?
Wir sind ein Verbund von über 20 Beratungsstellen in städtischer, kirchlicher und freier Trägerschaft, die Eltern, Kindern und Jugendlichen kostenfreie Beratung anbieten. In den Teams arbeiten vorwiegend psychologische und sozialpädagogische Fachkräfte mit verschiedenen therapeutischen Zusatzausbildungen. Sie finden uns über das gesamte Stadtgebiet verteilt, so dass die Wege zur Beratung und Unterstützung kurz sind. Wir arbeiten regional und wissen viel über die Stadtteile, für die wir zuständig sind. Flankiert wird unser Angebot von fünf überregionalen Beratungsstellen, die zu spezifischen Themen und Problemkreisen beraten. Wichtig ist zu wissen: Familien mit Kindern und Jugendlichen und andere an Erziehung beteiligte Personen haben einen gesetzlichen Anspruch auf Erziehungsberatung.
Welche Themen werden bei Ihnen behandelt und wie arbeiten Sie?
Wir beraten in allen Fragen und Problemen des familiären Zusammenlebens, der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und unterstützen in familiären Krisen. Ziel unserer Arbeit ist es, gemeinsam mit den Klient*innen die Problemsituation zu verstehen, adäquate Lösungen zu erarbeiten, vorhandene Kräfte zu stärken und krisenhafte Zuspitzungen zu verhindern. Wir wollen gemeinsam mit unseren Klient*innen herausfinden, wie es wieder gut weitergehen kann. Die Form und Dauer der Unterstützung planen Fachkräfte und Klient*innen gemeinsam
Für wen stehen die Familien- und Erziehungsberatungsstellen offen?
An uns können sich alle Ratsuchenden in Erziehungsfragen wenden – unabhängig von Nationalität, kultureller und konfessioneller Zugehörigkeit oder persönlicher Lebensform. Wir beraten offen für alle Anliegen und ohne Vorurteile. Wir unterliegen der Schweigepflicht. Die Beratung ist kostenfrei.
Was wünschen Sie sich von den Münchner Ärztinnen und Ärzten?
Wir können eine gute erste und niedrigschwellige Anlaufstelle bei allen Problemen sein, die im weitesten Sinne etwas mit Familie und Erziehung zu tun haben. Schicken Sie Ihre Patient*innen gerne zu uns, wenn diese Ihnen Schwierigkeiten anvertrauen, deren Lösung weit über die Möglichkeiten Ihrer Sprechstunde hinausgehen. Beispiele für solche Probleme sind Eltern- und Paarkonflikte (u.a. auch Trennung und Scheidung), Entwicklungsschwierigkeiten, wie z.B. Verhaltensauffälligkeiten in der Kita oder Schule und Erziehungs-fragen, die sich in der Familie zu besorgniserregenden Auseinandersetzungen verdichten. Wir können helfen, wenn Eltern, Kinder und Jugendliche Ihnen so belastet erscheinen, dass sie alleine nicht mehr aus ihren Krisen herausfinden. Erziehungsberatung ist ein Gesprächsort zum Hören und Verstehen. In einem Beratungsprozess können sich konkrete Hilfen entwickeln, eigene Lösungsideen der Klient*innen entstehen und verbindliche Unterstützungsformen entfalten. Kinder und Jugendliche haben übrigens ein eigenes Recht auf Beratung und können auch anonymisiert beraten werden.
Wie können sich Ärztinnen und Ärzte an Sie wenden?
Wenn Sie mehr über unsere Arbeit wissen möchten oder Sie oder Ihre Patient*innen gerne persönlich Kontakt zu uns aufnehmen möchten, dann besuchen Sie unsere Website: www.erziehungsberatung-muenchen. de. Dort erhalten Sie alle Informationen zur Anmeldung, Kontaktaufnahme und welche die für Sie zuständige regionale Beratungsstelle ist. Gerne können Sie sich als Arzt oder Ärztin auch direkt an uns wenden, wenn Sie selbst noch Fragen haben oder wenn Sie z.B. eine Familie oder Eltern – in Rücksprache mit den Betroffenen – bei uns persönlich anmelden möchten. Wir bieten einen kooperativen Austausch für alle bei uns angebundenen Beratungsfälle (nur mit Schweigepflichtentbindung möglich). Sehr gerne senden wir Ihnen auch Flyer zu den jeweiligen Beratungsstellen zu.
Das Gespräch führte Stephanie Hügler
Münchner Ärztliche Anzeigen 21/2023