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Masterplan Prävention. Was Du heute kannst besorgen

Vorbeugen ist besser als heilen. Diese alte Weisheit will auch die bayerische Staatsregierung unterstützen und arbeitet an einem Masterplan Prävention, der bis Sommer 2025 stehen soll. Die MÄA sprachen mit der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention Judith Gerlach.

Das bayerische Gesundheitsministerium will einen „Masterplan Prävention“ beschließen. Was kann man sich darunter vorstellen? 

 Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass unser Gesundheitssystem einen größeren Fokus auf die Prävention legt. Mit unserem ‚Masterplan Prävention‘ stellen wir die Weichen für mehr Vorsorge und Gesundheitsförderung und wollen die Gesundheit der Menschen im Freistaat stärken. Er wird gemeinsam mit unseren Partnern in Prävention und Gesundheitsförderung entwickelt und soll Kompass für die großen Herausforderungen für unsere Gesundheit werden, die sich aus unserer modernen Lebenswelt ergeben. Im Fokus stehen neben den häufigsten körperlichen und psychischen Erkrankungen auch die gesundheitlichen Folgen durch den Klimawandel, Suchterkrankungen und die Folgen der demographischen Entwicklung.“

Die meisten Menschen würden unterschreiben, dass Prävention wichtig ist. Woran, denken Sie, hakt es derzeit bei der Prävention? Und wie könnte dies in Zukunft besser werden?

Wir können, was Prävention und Gesundheitsförderung angeht, auf große Erfolge in den letzten 50 Jahren zurückblicken. Die Erfolge werden ganz wesentlich mitgetragen durch Ärztinnen und Ärzte: Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennungsmaßnahmen, erfolgreiche Informationskampagnen, Präventionsangebote der Krankenkassen – um nur einige zu nennen. Diese Mühen haben sich gelohnt. Sie haben unzählige Leben gerettet und die Lebensqualität vieler Menschen verbessert. Doch die Herausforderungen ändern sich immer wieder – und auch die Präventionsbemühungen müssen sich weiterentwickeln, um erfolgreich zu bleiben. Dabei müssen auch wir immer wieder selbstkritisch prüfen, wo wir noch mehr tun können. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass Präventionsangebote nachhaltig und flächendeckend zur Verfügung stehen und auch diejenigen erreichen, die am meisten davon profitieren. Gleichzeitig kann auch jeder einzelne Mensch ganz individuell etwas zu seiner eigenen Gesundheit beitragen: Die Stärkung der Gesundheitskompetenz, die Motivation zu einem gesunden Lebensstil als auch die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen sind daher ebenso entscheidend.

Welche konkreten Ziele sollen mit dem Masterplan Prävention erreicht werden? 

Wir haben uns als Rahmen zehn strukturelle und zehn gesundheitliche Ziele gesteckt. Um die Präventionsstrukturen im Freistaat weiter auszubauen, stärken wir beispielsweise den öffentlichen Gesundheitsdienst als wichtigen Multiplikator. Eine Funktion des ÖGD umfasst künftig auch unser seit 2018 erfolgreiches, bayernweites Projekt „Gesundheitsregionenplus“. Wir wollen durch einen bayerischen Präventionstag mehr Bewusstsein für Gesundheits- und Präventionsthemen schaffen. Wir bauen eine regelmäßige Präventionsberichterstattung auf, um Entwicklungen und Bedarfe zu erkennen und auch Erfolge der Präventionsbemühungen zu erfassen. 

Bei den gesundheitlichen Zielen stehen die Stärkung der Gesundheitskompetenz und das Motivieren zu gesundem Verhalten ganz oben. Dies sind wichtige Stellschrauben, die mit dazu beitragen sollen, die häufigsten körperlichen Erkrankungen wie etwa Adipositas oder auch Krebs zurückzudrängen. Wir müssen auch die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels im Blick behalten. Ein konkretes Ziel ist, die Zahl der Hitzetoten zu senken. Wir nehmen auch Allergie- und Infektionsrisiken verstärkt in den Blick. Ebenso wichtig ist der Umgang mit den gesundheitlichen Folgen des demografischen Wandels. Wir müssen Gesundheit bei Gebrechlichkeit, Pflegebedarf oder Behinderung fördern, um Lebensqualität zu gewinnen. Zugleich müssen wir schauen, dass wir auch diejenigen stärken, die all diese Maßnahmen und Interventionen umsetzen, also die Menschen in den Gesundheitsberufen. Ärztinnen und Ärzte haben z. B. häufig eine extrem hohe Arbeitsbelastung und immense Verantwortung. Mir ist es ein besonderes Anliegen, dass sie Unterstützung in ihrem Beruf finden, um gesund zu bleiben. Sie sehen: Die Palette an Themen ist sehr umfangreich. Deshalb setzen wir auf einen großen Aufschlag mit dem Masterplan und auf den Grundgedanken „Health in all Policies“. Der Gesundheitssektor allein kann viel, aber er kann nicht alles richten. In so vielen gesellschaftlichen Bereichen gibt es Potenzial für Gesundheitsförderung und Prävention! Das müssen wir nutzen und das werde ich auch einfordern.

Welche Maßnahmen sind geplant?

Gibt es dafür schon einen Zeitplan? Der Masterplan wird derzeit gemeinsam mit unseren Partnern im Bündnis für Prävention konkret ausgestaltet. Die Leitplanken hierbei bilden zehn gesundheitliche Themenbereiche, die wir für alle Lebensphasen besonders in den Blick nehmen. Zu finden sind sie unter www.praevention.bayern.de. Dort können auch Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen und Anregungen einbringen. Denn auch ihre Eindrücke und Rückmeldungen sind für uns wesentlich. Beschlossen werden soll der Masterplan im Sommer 2025 durch den Ministerrat.

Was erhoffen Sie sich vom „Bündnis für Prävention“ und seinem Mitgliedsorganisationen ?

Gesundheitsförderung und Prävention sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die nur in einem kooperativen Netzwerk erfolgreich verwirklicht werden können. Dies ist auch Leitgedanke unseres Bündnisses für Prävention. Darin haben sich inzwischen 150 Organisationen, Einrichtungen und Verbände zusammengeschlossen, beispielsweise alle Ressorts der Staatsregierung, Kammern und Verbände, Vereine, medizinische Einrichtungen, Stiftungen und Initiativen. Ich möchte, dass wir unsere Kräfte bündeln, um die Gesundheit der Menschen im Freistaat zu stärken. Das Bündnis für Prävention zeigt, wie stark die Prävention in Bayern bereits aufgestellt ist und auf welch großes und verlässliches Netzwerk wir bauen können. Dabei steht außer Frage: Der Ärzteschaft kommt in der Prävention eine ganz besondere Rolle zu. Sie trägt große Verantwortung, denn auf die Stimmen der Ärztinnen und Ärzte hören die Menschen. Sie haben Gewicht. Sie sind „Influencer*innen“ im besten Sinne – und hierfür gilt ihnen mein ganz besonderer Dank. Ohne ihr Engagement würden wir in der Prävention nicht weit kommen. 

Die Fragen stellte Stephanie Hügler
MÄA 21/2024